Austra – HiRUDiN

Hirudin ist das Sekret, das ein Blutegel ausstößt, wenn er zubeißt. Dieser Stoff sorgt dafür, dass das Blut nicht gerinnt, und somit überlebt der Blutegel. Für den Gebissenen entstehen keine Embolien. Katie Stelmanis alias Austra hat „HiRUDiN“ bewusst als Titel für ihr viertes Album ausgewählt.

Denn die Musikerin fand die Vorstellung sehr passend, zumal in letzter Zeit viele Menschen etwas von ihr wollten, was zerrend war, aber es gab auch Energie und Impulse. Deswegen ist „HiRUDiN“ das erste Album von ihr, wo sie die Produktion anderen überlassen hat. Zudem hat sie hier mit Klassik-Musikern zusammengearbeitet, und bei „Mountain Baby“ singt ein Kinderchor. Auch ist ihre Musik diesmal spürbar anders, bei den ersten Alben gab es dunkle Beats und sehr dunklen New Wave. Vieles war auch tanzbar für die Nebeldisco und die Schattentänzer.

Doch diesmal ist es ganz anders, die Musik kommt ungewohnt locker daher, ohne dabei die Ernsthaftigkeit und Eleganz zu verlieren. Der Opener „Anywayz“ ist ein griffiger Song, obwohl er mit Grazie und sehr viel Düsternis reinkommt. „All I Wanted“ ist ein zerbrechliches Kleinod. Bei „Risk It“ wird Katie Stelmanis schon fast ein wenig albern, wenn die Stimme beim Refrain so hochgepitcht wird, aber dennoch muss man gestehen, ist das ein richtiger Ohrwurm und auch eindeutig Pop.

Ja, dem Pop hat sich Austra diesmal so sehr angenähert wie nie zuvor, und das klingt sogar erstaunlich gut. Zum eine weil ihre hohe Stimme markant ist, und zum anderen schafft sie es, dass ihre Pop-Variante klug daher kommt. Man mag Stücke wie „I Am Not Waiting“, das mit Dance-Beats angereichert ist. Und auch das mit dem Kinderchor bestückte (bereits erwähnte) Stück ist ungewöhnlich zugänglich und zeigt, dass Katie Stelmanis Vergleich mit dem Blutegel passt und dass sie wandlungsfähig ist und dabei auch eine gute Figur abgibt.

Erschienen bei: Domino Recordings

austra.fyi