Actress – Karma & Desire

Vielleicht ist es der beste Zeitpunkt, ein elektronisches Album herauszubringen, welches nicht für die Clubs bestimmt ist. Dafür ist jetzt die Zeit für Platten mit viel Platz für Atmosphäre. Darren Jordan Cunningham alias Actress ist zwar nicht bekannt für hedonistische Tracks zum wochenendlichen Tanzen.

Aber seine beiden Meisterwerke „Splazsh“ und „R.I.P“ sind bekannt für experimentellen Techno, ohne dabei je ein Klischee zu erfüllen. Mittlerweile hat der Brite noch weitere Alben veröffentlicht, und „Karma & Desire“ ist sein neuntes. Hier sind starke Beatstränge noch vorhanden, aber sie sind weniger geworden. Wenn sie dann doch auftauchen, wie bei „Loveless“, kommen sie ungewohnt gradlinig und treibend daher. Man kann sogar sagen, dass ihm damit ein Hit gelungen ist, was auch an der Sängerin Aura T-09 liegt. Ja, sogar besagte hedonistische Momente erlebt man dann doch.

Aber die restlichen 16 Stücke ziehen sich gerne zurück und sind sonst eher verhuschte Momente, aber auch industriale Augenblicke, wie „Fret“. „Karma & Desire“ ist ziemlich vielschichtig und wirkt dennoch nicht brüchig. Dafür wagt diese Platte den Spagat zwischen mutigen Arrangements, Experimenten, und als Gegensatz dazu gibt es sogar kleine Hits. Auffallend ist aber, dass hier viele schwermütige Songs Einzug halten, da fallen vor allem die Arbeiten mit Gästen auf.

Da wären die beide Stücke mit Zsela, die durchaus treibend sind, aber durch den flüsternden Sprechgesang einen ganz eigenen Charme bekommen. Gemeinsam mit Sampha bekommt man schöne Klavierklänge, und bei „Alking Flames“ hat man mehrstimmiges Indietronica zu bestaunen. „Karma & Desire“ ist das passende Album für Zeiten, wo die Clubs verschlossen sind, und man kann sagen, dass es ein Zuhause-Album ist, ohne dass man im Ohrensessel versauert. Viel zu spannend und vielseitig ist es geworden.

Erschienen bei: Ninja Tune

actress.bandcamp.com