Various Artists – Sowas von Egal 2
Vor über einem Jahr gab es den ersten Teil der „Sowas von Egal“-Compilation, und da war die Bewunderung schon groß. Das Können dabei war vor allem darin begründet, dass diese Zusammenstellung so tief in die Materie eintaucht, dass dort nur Taucher unterwegs sind, die wissen, dass dort auch Schätze sein müssen. Die Sauerstoffflaschen haben sich drei DJs aus Hamburg umgeschnallt, die als Damaged Goods unterwegs sind.
Auch diesmal haben sie Musik zu Tage gefördert, die lange in dunkler Verborgenheit weilte und seit ihrer Veröffentlichung zwischen 1981 bis 1984 nie wieder neu aufgelegt wurde. Logisch, dass Vieles davon unter Sammlern von Minimal Synthie, New Wave und im weitesten Sinne auch NDW für viele Scheine den Besitzer wechselt.
Hervorzuheben sind beispielsweise 4712 mit „Steig den Luis Trenker“, der stark an eine Lo-Fi-Ausgabe von „Tanz den Mussolini“ von DAF erinnert. Der Opener „Tanz ins Glück“ von Die Neue Weltmacht passt zwar auch zu DAF, klingt aber wie eine Mischung aus dieser Band und dem Talking-Heads-Ableger Tom Tom Club. Bei „Mir geht es Danke gut“ von Plastiktanz wird man punkmäßig vom Gesang angerotzt, und dazu pluckern Drum-Maschinen und Synthies.
Conrad und Gregor Schnitzler hingegen sind schon bekannter, und viele ihre Platten wurden wiederveröffentlicht (ebenfalls bei Bureau B), und deren „Shark Eats Ice“ ist dem Kenner durchaus bekannt. Ebenfalls geläufig sind Mittageisen, die aus der Schweizer kamen und deren Platte „Mittageisen“ auch neu aufgelegt wurde.
Ein amüsantes Exponat ist „Warum müssen Autos fahren“ von Partner Eins. Es ist amüsant aus zwei Gründen: zum einen, weil es herrlich naiv ist mit dem Gesang und Fragen wie „Warum sind manche Menschen schlau“ oder „Warum ist Himmel blau?“. Zum anderen ist auch witzig, dass zu diesem Duo Tim Renner gehörte, der irgendwann der Boss von Universal war und von 2014 bis 2016 Berliner Staatssekretär für Kultur.
Man muss manchmal auch eingestehen, dass man einigen Stücken durchaus anhört, dass sie aus einem anderen Zeitgeist stammen, Doch vieles funktioniert auch heute noch und ist, historisch betrachtet, ein großer Fund.
Erschienen bei: Bureau B / Indigo