Kala Brisella – Lost In Labour
Kala Brisella klingt wie ein Schlachtruf, und dennoch muss man sagen, dass die besagte Band hier nirgends in eine Schlacht ziehen. Die drei Berliner*innen Anja Müller, Dennis Deter und Jochen Haker haben sich 2014 zusammengefunden und drei Jahre später bekam der Einstand „Endlich krank“ gute Kritiken.
Ein gutes PostPunk-Werk, welches aber doch nicht ganz mutig aus diesem Genre herauskommen wollte. Der Nachfolger „Ghost“ suchte schon andere Wege, und nun bei Langspieler Nummer Drei, „Lost In Labour“, emanzipieren sie sich noch mehr vom Post-Punk, ohne diesen jedoch zu leugnen. Der Sound ist diesmal wesentlich luftiger, es besteht keine Starrheit, aber es ist immer irgendwie auf den Punkt und vor allem zackig. Letztere Eigenschaft liegt vor allem im Gesang von Jochen Haker, der die Worte gerne theatralisch betont.
Das bemerkt man beim Opener „Dark Star“. Bei diesem Lied kann man sich vorstellen, dass es als Neue Deutsche Welle gut funktioniert hätte, und da denkt man beim Gesang auch ein wenig vielleicht an Falco. Doch was die Musik von Kala Brisella so dringlich macht, ist, dass sie in ihren Texten auch Kritik üben. Bei „Working Star“ geht es um den immer ansteckenderen Leistungsdruck im Berufsleben, gepackt in die großartige Textzeile „Du bist ein Working-Class, ein austauschbares Unikat“.
Ganz nebenbei ist das der heimliche Hit auf „Lost In Labour“. Auch schön, dass sie das vergessene Ozonloch mit „FCK W“ nochmal ins kollektive Gedächtnis rufen. Man darf sagen, dass Kala Brisella ihren PostPunk um tollen und klugen Indie-Sound erweitern, was man ganz anschaulich beim schwelgerischen „Dunkler Wald“ erkennen kann.
Erschienen bei: Tapete Records / Indigo