Idles – Ultra Mono
Was macht man, wenn man mit dem zweiten Album seinen Höhepunkt erreicht hat? Man legt einfach noch einen Klassiker nach. Die Rede ist von Idles, und die haben vor zwei Jahren mit „Joy As An Act Of Resistance“ eines der Alben der letzten zehn Jahre auf den Asphalt gerotzt und ganz nebenbei den besten Beweis angetreten, dass Rockmusik alles andere als ein seniler alter Opa ist, der nur davon labert, dass früher alles besser war.
Nun ist „Ultra Mono“ da, und man kann sagen, sicher eines der meisterwarteten Alben des Jahren. Und wie gehen Idles mit diesem hohen Druck um? Als wäre nichts gewesen! Allein schon den Mut zu haben, einen Song wie „War“ gleich zu Anfang hinzuklotzen. Mit solch einer Wucht hat sich selten eine Band befreit und trotzdem so konsequent da weiter gemacht, wo man es erwartet hat. Joe Talbot brüllt ins Mikro, als ginge es um sein Leben, und auch die Band wuchtet hier einen Sound mit PostPunk-Armageddon hin.
Da ist kein Platz für Nettigkeit, und da werden Missstände klar benannt. Bei „Model Village“ wird das Erstarken von englischem Nationalsozialismus besungen, ähnlich haben sie es ja auch schon 2018 bei „Danny Nedelko“ gemacht. Aber auch Themen, die man augenscheinlich nicht sofort erblicken kann, wie das vorherrschende Männertum und dessen Sexismus in der Punk-Musik wie bei „Ne Touche Pas Moi“, welches mit Jenny Beth aufgenommen wurde. Doch es ist nicht so, als wolle die Band aus Bristol hier den Spaß zu kurz kommen lassen. Die Musik macht Spaß, und die Band macht es auch. Sie reißen einen mit, mitsamt ihrer Energie und dieser ungestümen unangepassten Art. Und dabei schleudern sie Wucht, Wut, Riffs und einen ungemein dichten Sound.
Dazu gibt Joe Talbot nie auf, und so wütet nahezu jeder Song, und wer sich darunter nichts vorstellen kann, der muss sich einmal „Anxiety“ anhören, wo Punk, Rock´n Roll und Chaos sich vermengen. Oder beim nachfolgenden „Kill Them With Kindness“ trägt Talbot soviel Zorn in sich, dass er bellt, schnauft, keucht und doch wie ein Zirkusdirektor den ganzen Sound im Zaum hält. Auffallend ist auch, dass die Band diesmal neben englisch auch ein französisches Lied hat (dass mit Jenny Beth), und der Schlusssong heißt „Danke“.
Mehr kann man auch nicht zu „Ultra Mono“ sagen und feststellen, dass es wieder eines der Alben des Jahres ist und auch ein Meilenstein. Ob beim vierten Album dann doch Druck aufkommt und wie Idles damit umgehen, da kann man gespannt sein.
Erschienen bei: Partisan / PIAS / Rough Trade