Joy Denalane – Let Yourself Be Loved

Damit hätte man nun wirklich nicht gerechnet, dass Joy Denalane ihr neustes Album „Let Yourself Be Loved“ beim legendären Motown-Label herausbringt. Klar, man wusste schon, dass sie eine große Stimme hat, und auch dass sie ungemein viel Soul in sich hat, aber die Tatsache überrascht doch. Zumal noch keine deutscher Künstler*in bei diesem legendären Plattenlabel Musik veröffentlicht hat.

Aber die Sängerin geht noch einen anderen ungewöhnlichen Weg: War ihr letztes Album noch deutschsprachig, ist „Let Yourself Be Loved“ jetzt auf englisch gesungen. Man könnte die Befürchtung haben, dass die Sängerin vielleicht erstarrt vor Ehrfurcht, aber genau das macht sie nicht. Eine andere Sorge könnte ja sein, dass sie vielleicht einen zu eigenen Schuh anfertigt, der zum Label vielleicht nicht passt. Beides passiert nicht, sie bietet eine tolle Hommage an die großen Zeiten von Motown und des Soul.

Dabei hat sie einen zeitlosen Vintage-Klang erschaffen, bei dem ihr Roberto Gioia behilflich ist. Für ihn ist der Fußabdruck bei Motown neu, aber ansonsten ist er ein Kenner auf diesem Gebiet. Deswegen gibt es wärmende Tasteninstrumente, satte Bläser, im richtigen Moment auftauchende Streicher und Chöre, die es den Streichern gleichtun. Bei „The Ride“ beispielsweise schafft sie es, Chöre und ihren Gesang balladesk und himmlisch klingen zu lassen.

Bei „Top Of My Love“ ist das Tempo auch eher gediegen, und dennoch ist es vom Sound irgendwie so wie ein langsames Sly Stone-Stück (auch wenn dieser nicht bei Motown veröffentlichte). Der Opener „Wounded Love“ hat mehr Drive, Orgel, wechselnden Rhythmus und klingt wie ein schöner Song von The Supremes. Man ertappt sich immer dabei, dass man Vergleiche zieht und muss schon zugeben, dass Joy Denalane die Geschichte des Soul wunderbar ehrt. Und man bemerkt auch nicht, dass sie eine deutsche Variante macht, es klingt verdammt zeitlos und international.

„Let Yourself Be Loved“ ist eine der schönsten Retro-Soul Platten aus diesen Längen- und Breitengraden, die man seit langem gehört hat. Herrlich clean und dennoch nicht unschuldig.

Erschienen bei: Motown / Universal

www.joydenalane.com/de/