Jon Flemming Olsen – Mann auf dem Seil
Auf dem Seil fühlen sich wohl die wenigsten Menschen sicher und können sich problemlos bewegen. Der größte Teil der Menschen wankt unsicher umher, und so ähnlich verhält sich es doch mit dem Leben. Man muss sich immer neu ausbalancieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren oder gar zu fallen. Wer ist dann auch noch so mutig und geht mal ein Wagnis ein und somit das Risiko zu fallen?
Ob Jon Fleming Olsen sein Leben auch eher als Seiltänzerakt bezeichnet, kann er am besten selbst beurteilen. Fest steht, dass seine Musikerkarriere früh begann, aber erst 2006 mit dem Nummer-Eins-Hit „No No Never“ von seiner Band Texas Lightning konnte er finanziell sicher auf dem Seil unterwegs sein. Seitdem hat er ein paar Solo-Platten herausgebracht, und mit „Mann auf dem Seil“ ist sein drittes Solo-Werk da.
Dieses ist musikalisch dann auch ein Balanceakt, bei dem der heimliche Imbisswirt ziemlich souverän und sicher unterwegs ist. Man merkt dabei, dass er kein Jungspund sein muss, und so ist seine Musik sehr stimmig. Gerne ist diese auch schwelgerisch, die an einem verregneten Herbsttag besonders gut zur Geltung kommt, ohne einen herunter zu ziehen. Die akustische Gitarre ist eines der Hauptmerkmale, weshalb es noch einen Downloadcode mit den gesamten Songs in diesem Gewand gibt. Dazu hat er eine Band um sich, die diesmal Kammerpop spielt, und das haben sie nicht in langen Studio-Sessions aufgenommen.
Die13 Lieder haben sie 2019 vor Publikum im Theater Schmidtchen in Hamburg eingespielt. Dabei entwickelt sich auch gerne mal ein schöner Verve, wie bei „Alles Wahr!“. Gerade bei diesem Song bemerkt man, wie mitreißend seine Musik ist, aber ihm gelingt es auch beim ruhigen „König In Meiner Baracke“. In seinem Repertoire sind aber auch Folk, Songwritertum und Counry.
Textlich schildert er zwar auch Geschichten, die das tägliche Balancieren behandeln, aber er besingt auch die deutsche Angst und Sorge, wie bei „Es wird etwas geschehen“ oder auch die schnelle Anfälligkeit einiger Menschen gegenüber Verschwörungstheorien, wie bei besagtem „Alles Wahr!“. Jon Flemming Olsen zeigt sich hier sehr vielseitig und schafft den Balanceakt.
Erschienen bei: Superlaut Records / Edel