Alin Coen – Nah
Dass die Liedermacherin Alin Coen schon mit ihrem Debüt „Wer bist Du“ gleich eine breite Aufmerksamkeit auf sich zog, verwundert nicht. Denn die Hamburgerin und ihr Begleitband haben es geschafft, einen sanft um die Finger zu wickeln und die Bierernsthaftigkeit, die in diesem Genre oft vorherrscht, einfach ignoriert.
Nun sind seit dem zweiten Werk sieben Jahre vergangen, und man war verwundert, wo Alin Coen abgeblieben ist, gerade in Zeiten, wo alle auf deutsch singen und im Radio und in den Charts die Muttersprache vorherrscht. Doch nun melden sie sich mit „Nah“ zurück, und man kann sich freuen: ihre Qualitäten sind nicht nur erhalten geblieben, sondern sie haben sich noch gesteigert.
Denn diesmal klingt alles noch stimmiger, und die Arrangements sind diesmal ausgereift wie ein Apfel im Spätsommer. Da muss man nur anhören, wie schön flott, tänzelnd und von äußerst freundlicher Natur „Alles was ich hab“ daherkommt, und man könnte höchstens bemängeln, dass dies der einzige Songs mit so einer mitreißenden Verve ist. Dafür gelingt es ihr und ihren Musikern, diesmal auch herrlich schwelgerisch zu klingen.
Da ist „Beben“ mit schönen Streichern oder Sehnsuchtsvolles wie der Opener „Du bist so schön“, wo ein sanftes Piano Nachdruck verleiht. Alles ist vollmundig aber nicht überladen arrangiert, und so ist es auch mit den Texten. Diese sind durchaus sehr emotional, aber es wird der Pathos nicht aufgetragen wie Nutella auf ein Brötchen.
Es geht zumeist um Liebe und all die dadurch entstehenden Gefühle, im Guten wie im Schlechten, nur Groll wird auf „Nah“ nicht gehegt. Was dazu passt, ist die sanfte und liebliche Stimme von Alin Coen. Wer gute deutschsprachige Musik zwischen Pop und Chanson liebt, der wird „Nah“ lieben.
Erschienen bei: Pflanz einen Baum / Rough Trade