HMLTD – West Of Eden
Man denkt, wenn man einen Plattenvertrag unterschreibt, dann ist der große, nächste Schritt in der Karriere gezündet. Bei HMLTD ist das aber nicht eingetreten. Ihr ursprünglicher Name Happy Meal LTD war schon vergeben, und der Erstbesitzer des Namens drohte der britischen Band mit einem gewaltigen Rechtsstreit.
Vielleicht war das für Sony-Music alles zuviel, oder vielleicht hat die queere Bühnenshow der Männer die alten weißen Männer in der Chefetage abgeschreckt. Hört man „West Of Eden“ an, welches bei dem Indie-Label „Lucky Numbers“ heraus gekommen ist, macht es auch Sinn, dass sie einen Schritt zurück gehen. Denn auf diesem Langspieler üben sie Kritik an Politik, Kapitalismus, an der Konsumsucht der Menschen aber auch am Männerbild in heutiger Zeit. Musikalisch bemerkt man diese Wut nicht allzu sehr.
Klar, der Opener „The West Is Dead“ ist durchaus zornig und klingt ein wenig wie Sleadford & Mods mit New-Wave-Sprechgesang, ohne Cockney-Akzent, aber die Arrangements haben einen ähnlichen Wumms. Doch die Schienen in der Welt von HMLTD müssen nicht gerade sein, und so gibt es jede Menge Vielfalt. „To The Door“ ist ein wilder Psycho-Rockbilly-Ritt, bei dem der Sänger klingt, als würde er kurz vor einem Nerven-Zusammenbruch stehen.
„Satan, Luella & I“ ist auch wahrlich verrückt, denn es klingt wie Talking Heads auf einer Varieté-Veranstaltung. Das auf einem japanischen Lied beruhende „Why?“ hat Streicher und Glockenspiel und versprüht zudem noch Glanz. „Where´s Johanna“ hätte auch von einen Adam-&-The-Ants-Album stammen können.
Bei „Deat Drive“ ist der Gesang schon wieder dicht vor der Irrenanstalt, dazu Handclapping und Noise. Mit „Blank Slate“ haben HMLTD dann auch noch einen schnieken Pop-Song zum Ende hin platziert. „War Is Looming“ ist dann noch ein verträumtes Lied zu einem bandtypisch kritischen Thema.
Erschienen bei: Lucky Numbers