Bohren & Der Club of Gore – Patchouli Blue

Meistens denkt man als Laie ja, dass es leicht sein muss, Musik zu spielen, die sich kaum bewegt, und es entsprechend schwerer ist, schnelle Songs in Szene zu setzen. Doch das Gegenteil bestätigt sich, denn wie schafft man es, langsame Musik, die sich fast schon zum Null-Punkt bewegt, so zu arrangieren, dass es spannend bleibt.

Wo setzt man eine Pause ein, wo bäumt sich der stille Sound dann doch passend auf, und wie macht man überhaupt Stille? Dieses kann man wieder bei dem neusten Album „Patchouli Blue“ von der Institution Bohren & Der Club of Gore bewundern. Es ist das erste Werk seit sieben Jahren und der LP „Piano Nights“. Mittlerweile ist die Band aus Mühlheim vom Quartett zum Trio geschrumpft, und auch sonst gibt es ein paar winzige Neu-Codierungen.

Zum einen ist das Cover ungewohnt farbenfroh, und die Doom-Ambient-Jazz-Band schafft es neuerdings, auch Songs zu schreiben, die mit drei Minuten auskommen und einem dann doch länger erscheinen. Man hat auch das Gefühl, dass sich in die Songs ein wenig Wärme eingeschlichen hat, wie bei „Zwei Herzen aus Gold“, und das tut dem Werk durchaus gut. Es liegt natürlich an ihren Instrumenten, Orgel, Bass, Saxofon, Klavier, Fender Rhodes, Vibrafon, Moog und Jazz-Besen, die das hinbekommen und ebendies in Zeitlupen-Tempo zu präsentieren.

Dass dabei wenig Spielraum ist, um viele Genres abzudecken, ist hier nebensächlich, und dennoch gibt es bei „Glaub mir kein Wort“ langsam Psychedelisches zu hören. Zwar ist die Band noch immer weit weg von großen Songaufbauten, aber es sind diesmal wesentlich mehr Strukturen davon erkennbar. Wenn man so will, ist „Patchouli Blue“ dass zugänglichste Album von Bohren & Der Club of Gore, was schon an sich fast eine unglaubliche Feststellung ist.

Erschienen bei: PIAS / Rough Trade

www.bohrenundderclubofgore.com