Poliça – When We Stay Alive

Ärzte verschreiben gerne mal Schmerzmittel oder Beruhigungsmittel, wenn einem Patienten etwas schlimmes passiert ist, wie beispielsweise ein Unfall. Der Arzt von Channy Leaneagh, der Sängerin der Band Poliça, geht da ein wenig anders vor. Denn die Musikerin ist von ihrem Hausdach gestürzt, hatte sich starke Verletzungen an der Wirbelsäule zugezogen und musste lange Zeit ein Korsett tragen. Und ich kann bestätigen, dass dieses sehr unangenehm ist, da ich selber einmal zwölf Meter gestürzt bin und beinahe die gleiche Verletzung hatte.

Doch der behandelnde Arzt der Poliça Frontfrau hat ihr den Rat gegeben, darüber Lieder zu schreiben um diese zu verarbeiten, auch als eine Art Therapie. Diese befinden sich auf den fünften Werk der Band namens „When We Stay Alive“. Man kann auch feststellen, dass Channy Leaneagh und ihre Mitstreiter einen neuen Blickwinkel eingenommen haben, ohne dabei ihre musikalische Heimat verwaist zu hinterlassen. Es ist also noch immer Dream Pop mit einem gewissen R´n´B.

Man kann aber feststellen, dass diese neuen zehn Songs ein wenig schwerer anmuten als beispielsweise das Erstlingswerk. Dabei ist es aber nicht so, dass man in Melancholie ertrinkt, denn irgendwie scheint immer ein bisschen Licht durch. Aber eben nur sehr dezent, wie bei „TATA“: Da sind leichte Beats und der Songs hat auch eine Dynamik, die sehr filigran, aber halt vorhanden ist und sogar eine kleine Melodie macht sich breit, nur ist diese eher unauffällig. Das trifft auch auf die anderen Songs zu und das ist vielleicht auch die Herausforderung, dass die Songs nur sehr schwer hängen bleiben.

Doch wie soll das auch funktionieren, wenn man monatelang ein festes Korsett am Körper tragen muss? Deswegen ist es auch verständlich, dass es Songs wie „Fold Up“ gibt, bei denen der Sound fast schon mechanisch und ziemlich fremd klingt, bei dem die Synthies eine schwere Last tragen, die Beats schon dem Industrial angrenzen und der Gesang dabei dennoch lieblich wie gewohnt klingt. „When We Stay Alive“ ist ein Album, das wie ein Mitschnitt einer schweren Zeit klingt, leidend aber durchaus auch ein wenig hoffnungsvoll und durchaus auch sehr schön.

Erschienen bei: Memphis Industries / Indigo

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