Wallis Bird – Woman

Ich muss zugeben, dass ich noch nie Zugang zu der Musik von Wallis Bird finden konnte. Deswegen war meine Begeisterung nicht immens über ihr neues Album „Woman“, und dennoch schafft dieses es, als erstes Album von ihr mein Interesse zu wecken. Dabei hat es nicht damit zu tun, dass derzeit viele Frauen Musik machen und dabei eine hohe Qualität abliefern. Aber dennoch ist auch das neunte Album der Wahl-Berlinerin sehr selbstbewusst und wurde zudem „Woman“ getauft.

Die Musik ist diesmal auch mehr auf den Punkt und hat sich auch vom Folk abgewandt. Dafür griffige Pop-Melodien, die sich zwar anschmeicheln, aber niemals anbiedern. Manchmal entstehen sogar Hits wider Willen, wie „Salve!“, bei dem man sich auch ertappt beim Nachsingen des offensiven Refrains. Aber auch intime Momente kann Wallis Bird aus dem Eff Eff, wie bei „Brutal Honesty“, oder gar andächtig wie Joni Mitchell, bei „Time It Is Nothing“. Musikalisch hat „Woman“ viel zu bieten, aber das ist gar nicht mal das Spannende.

Denn die Texte sind so dringlich wie nie zuvor. Man muss aber auch zugeben, dass man sich heute nur schwer wegducken und sagen kann, dass alles in Ordnung ist. Gleich der Opener „As The River Flows“ beweist es, da geht es um ein Gespräch mit einem Rassisten, der in seinem ganzen Leben noch nie einen Ausländer gesehen hat und nur von Vorurteilen geleitet wird. Solche Menschen kann man auch hierzulande finden, und dabei ist das Stück soulig, barock aber auch poppig, dennoch hört man den Zorn von Wallis Bird.

Das ist der Grund, weshalb „Woman“ so gut funktioniert, es hat eine Dringlichkeit und auch ein Selbstbewusstsein, welches (meiner Meinung nach) zuvor immer gefehlt hat.

Erschienen bei: Caroline / Universal

www.wallisbird.com/