Gauche – A People´s History of Gauche

Die Zeiten sind scheiße, und daraus machen Gauche kein Hehl. Sie besingen Themen, die nicht durch die rosarote Brille geschildert werden, sondern wie das Leben halt ist. „Pay Day“ ist ein gutes Beispiel dafür, hier geht es um die Macht des Kapitalismus, der die Menschen dazu bringt, von der einen Rechnung zur nächsten zu überleben. Der Kampf geht von unten, und das bedeutet auch der Albumtitel, dass Macht nicht von oben gesteuert werden soll sondern von unten.

Unkonventionell, kann man sagen, und es trifft vor allem auf die Musik zu, die macht Spaß, und die beiden Band-Gründerinnen Mary Jane und Daniele haben ein gleiches Verständnis von Musik. Was vor allem an Mary Jane und ihrem Blog liegt, in dem sie seit langer Zeit immer spannenden Post-Punk, Indie und Punk präsentiert, und diese Informationen hat Daniele aufgesogen wie ein Schwamm. Von daher ist der gleiche Nenner schnell gefunden gewesen.

Und hört man die Musik, ist es dennoch schwer, eine gerade Linie zu finden. Auf dem Debüt „A People´s History of Gauche“ ist es schwer, Ordnung zu finden. Hier schießt alles quer und windschief umher. Und wer schon beim schönen Opener „Flash“ geistige Umdrehungen erlebt, die er nicht versteht, der sollte am besten gleich ausmachen. Dieser Song ist ein charmanter Tanz-Hit mit leichten „Love Will Tear Us Apart“ Harmonien, nur mit mehr Glückskeksen im Bauch und dem sanften Gesang der beiden Gründer der fünfköpfigen Band.

Doch so harmonisch bleibt es nicht auf „A People´s History of Gauche“, denn danach hüpft der Bass wild umher, die Orgel wuchtet unkontrolliert, aber sehr funktional Grooves umher, die Gitarre tänzelt angetrunken durch das Klangbild, das Saxophon trötet immer wieder in die Songs hinein. Der Gesang ist dann mal lieblich und manchmal so übergeschnappt, dass es eher ein umherkrakelen ist.

Die Referenzen sind dann auch oft in den siebziger Jahren zu verorten, und so klingen Gauche wie The B52s, die versuchen, in der Indie-Disco Pogo zu tanzen oder wie Pere Ubu beim Versuch, ein Pop-Album aufzunehmen oder wie die vergessene Band Bis, die The Slits covern. Bikini Kill, die mal die Sau raus lassen wollen oder wie Le Tigre mit Brausebrand. Auf jeden Fall ist „A People´s History of Gauche“ eine Riesensause, die Kritik am ganzen System sogar tanzbar macht.

Erschienen bei: Merge / Cargo

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