The Divine Comedy – Office Politics

Man kann es eigentlich kaum glauben, aber The Divine Comedy gibt es auch schon seit dreißig Jahren, und man muss der Band ein Kompliment machen. Denn bis dato hat die Band immer ihren eigenen Klang erschaffen, und man kann sie durchaus als eine der ersten Bands betiteln, die den Kammerpop salonfähig gemacht haben. Wie fein arrangiert seine Songs sind, und wer mal ein Konzert von Mastermind Neil Hannon erlebt hat, der hat das Gefühl bei etwas ganz Besonderem dabei zu sein. Etwas, was man nur in diesem Moment erleben kann und danach nur in der Erinnerung weiterlebt, aber nicht wiederbelebt werden kann.

Bei den letzten Alben haben Hannon und seine Mitstreiter schon mehr Luft reingelassen und die Etikette ein wenig abgelegt. Bei dem vorliegenden zwölften Langspieler „Office Politics“ ist alles ganz anders. Die Arrangements sind noch immer vielseitig, aber diesmal geht es wesentlich lockerer zu, man kann nur noch selten ernste Kammerpop-Momente dingfest machen. „Office Politics“ ist ein Album geworden, das mit allem mittelschwer bricht und dennoch auch irgendwie nicht.

Hier wird sich ausgetobt und alles ausprobiert, was früher bei der Band verpönt war. Kitschiger achtziger Jahre Dream Pop mit leichten Fernost-Sprengseln, wie bei „A Feather In Your Cap“. Sprechgesang mit elektronischen Beats und Wave-Klänge, wie bei „Infernal Machine“ oder Space-Groove wie bei „Absolutely Obsolete“. In vielen Momenten hat man das Gefühl, dass Neil Hannon zuvor sich durch die ganze Diskographie von The Sparks gehört hat, ein ähnlicher Hang zum Kitsch ist hier zu finden, und dabei sind es großartige Pop-Melodien, in denen man ordentlich baden kann. Zwischendurch gibt es noch bedachten Swing, wie bei „You´ll Never Work In This Twon Again“, um danach gleich Daft-Punk-ähnliche Klänge aus dem Ärmel zu schütteln. Bei „The Life and Soul Of The Party“ ist Neil Hannon dann schon auf der Fährte von Pierre Henry unterwegs und liefert verwirrende analoge elektronische Klänge.

Man muss feststellen, dass „Office Politics“ für den klassischen The Divine Comedy Fan nur schwer geeignet ist, und wenn, dann ist „I´m A Stranger Here“ bestimmt deren Highlight, wobei das auch wahrlich vor Schönheit glänzt. Selten hat der Begriff „Wundertüte“ bei einem Album so gut gepasst wie bei „Office Politics“.

Erschienen bei: PIAS / Rough Trade

thedivinecomedy.com