Sigrid – Sucker Punch
So ziemlich alles an Sigrid Solbakk Raabe wirkt eher unspektakulär. Allein schon ihr Künstlername, der sich nur auf ihren Vornamen beschränkt, sorgt nicht gerade für Zungenschnalzen in der Pop-Hysterie-Maschinerie und auch das Cover-Artwork des Debüt ist kein Eye-Catcher. Sie selbst ist in einer norwegischen Kleinstadt aufgewachsen und trägt lieber bequeme Jeans und T-Shirts statt sich wie eine Pop-Prinzessin zu verkleiden.
Doch dabei ist sie längst eine große Pop-Sensation. Ihre Songs wurden auf Spotify weit mehr als 50 Millionen mal gestreamt und in Songs wie bei „Don´t Kill My Vibe“ bringt sie gekonnt kluge feministische Ansätze ein. Dabei erkennt man diese nicht sofort, denn sie steckt solche Botschaften in richtig energiegeladene Refrains. Diese sind so funktional, dass sie in jedem pop-euphorisierten Land für Glücksmomente sorgen können.
Dabei ist es möglich, dass sie ihre Stimme in den Vordergrund stellt und kommt ihre leicht kratzende Stimme zum Vorschein, wie bei dem Pink-ähnlichen Song „In Vain“. „Buisness Dinners“ hingegen ist perfekte Radio-Musik für diese Zeit, die kleine Haken hat, dennoch straight genug ist und eine ähnliche Entrücktheit hat wie bei der Pop-Sensation Billy Ellish. Am griffigsten ist sicherlich „Strangers“. Da ist der Melodiebogen so groß, dass man diesem einfach nicht aus dem Weg gehen kann. Auch hier ist alles einerseits durchaus modern und dennoch nicht so wild, dass es jemanden abschreckt. Auch sind die Songs nie niedlich, aber auch nicht so rau und derb.
Erstaunlich, wie man in allem die Balance halten kann, unscheinbar zu sein und dennoch zu Recht zu einer mittelschweren Sensation avanciert. Vielleicht ist das auch genau der Grund für die vielen Follower.
Erschienen bei: Island / Universal