Buzzcocks – Another Music in a Different Kitchen & Love Bites

Es hat natürlich etwas von Leichenfledderei, denn Pete Shelley, der Frontmann von Buzzcocks, ist am 06. Dezember 2018 gestorben und kurz danach erschienen die ersten beiden Platten dieser Band als Neuauflage. Doch von Leichenschmaus kann keine Rede sein, denn die Wiederveröffentlichungen waren schon zuvor geplant. Man kann natürlich sagen, dass die Werke immer wieder erneuert und auch schon mal mit Bonus-Material auf den Markt gebracht wurden. Im Prinzip hätte es dieser Reissues nicht bedarft.

Doch dem widersprechen zwei Tatsachen: Zum einen, dass eine Neu-Auflage auf Vinyl nur in einzelnen Ländern herausgebracht wurde, aber hierzulande halt noch nicht. Auch andere europäische Länder mussten aus Übersee oder dem Königreich ordern. Die andere Tatsache ist aber die Musik, denn der Punk-Rock der Buzzcoks ist auch über 40 Jahre nach Veröffentlichung noch immer frisch. Vielleicht ist ein Grund hierfür, dass Pete Shelley und seine Mitstreiter nicht all zu viel Kraft auf Provokation, wie bei The Sex Pistols, verschwendet haben.

Ihnen war es immer wichtiger, packende Songs zu schreiben und man muss nur einmal ihren großen Hit „Ever Fallen In Love“, der auf dem zweiten Langspieler „Love Bites“ ist, anhören. Im Grunde ein perfekter Pop-Song, der auf eine Single gehört. Die Band beherrscht beide Formate perfekt, Singles und Album. Gerade die beiden neu aufgelegten ersten Alben sind bemerkenswert. Zu einem weil beide Platten 1978 herausgehauen wurden und dennoch keinen einzigen Schwachpunkt aufzuweisen haben.

Gleich bei „ Another Music in a Different Kitchen“ und dem Opener „Fast Cars“ erlebt man einen packenden Song mit ungemein viel Drive, Tempo und dennoch ist er ein Ohrwurm der Sonderklasse. Und so geht es immer weiter immer mit forschem Tempo, die Gitarren im Vordergrund, aber das Schlagzeug hat dennoch heimlich das Kommando unter den Instrumenten. Doch die Musik liebt von Shelleys Gesang. Der ist einerseits braver als die meisten Sänger der Zeit, aber krakelend und überschnappend konnte er singen wie kaum ein anderer. Und eine andere Tatsache sorgte dafür, dass man der Musik auch heute noch verfallen kann, auch wenn man gerade die Teenager-Jahre durchlebt.

Die Buzzcocks besangen in ihren Liedern lieber Themen über das Heranwachsen, das Kennenlernen eines Mädchens oder der Selbstbefriedung als England in Schutt und Asche zu legen. Das ganze gepaart in den schönsten Pop-Melodien, die im guten Punk-Mantel geschützt wurden. Wenn man diese beiden Meisterwerke nun wieder anhört, dann weiß man wo die ganze britische Indie-Bewegung ab 2005 ihre Einflüsse her hat. Großartig!

Erschienen bei: Domino / GoodtoGo

www.buzzcocks.com