Achim Reichel – Das Beste

Selten kann man über einen Menschen in Worten wie „Legende“ oder „Original“ sprechen. Meist wird es inflationär verwendet, und somit haben diese tollen Eigenschaften ein wenig an Glanz verloren. Doch bei Achim Reichel passt es wie die bekannte Faust aufs Auge. Denn Achim Reichel begann seine Karriere schon in den frühen Sechzigern mit The Rattles. Mit diesen trat er im Hamburger Starclub auf und lernte Stars wie Little Richard oder auch The Beatles kennen und freundete sich an. Schon bei dieser Gruppe gab es viele Facetten, da gibt es niedliche Beat-Schlager wie „Come On And Sing“, aber auch ungestüme psychedelische Rock-Songs wie „The Witch“.

Doch irgendwann stieg er aus und gründete A.R. & Machines. Mit diesen machte er Krautrock, und die Platten aus der Zeit sind noch heute beliebt. Auch an Wonderland, die den Hit „Moscow“ hatten, war er beteiligt. Diese ganzen Unternehmungen sind auf der vorliegenden Zusammenstellung „Das Beste“ nicht vorhanden. Das kann man schade finden, aber es würde dazu führen, dass diese Song-Sammlung wie Kraut und Rüben wirkt.

Doch auch seine reinen Solo-Aktivitäten weisen viele Facetten auf, und auf „Das Beste“ ist soviel Material, das sich auf zwei CDs erstreckt. Auch hier gibt es Vieles. Viele Shantys, die er teilweise schon in den siebziger Jahren herausgebracht hat. Sein Gassenhauer „Aloha Heja He“ haute Anfang der Neunziger in die gleiche Kerbe und sorgte dafür, dass Reichel so etwas wie Norddeutsches Volksgut wurde, genau wie Hans Albers, Heidi Kabel oder Jan Fedder. Da passt es auch, dass „Auf der Reeperbahn Nachts um Halb Eins“ mit dabei ist.

Doch Achim Reichel kann auch guten Schlager wie „Kreuzworträtsel“ schreiben, Blues spielen wie bei „Am Besten Du Gehst“, welches er hier als Live-Aufnahme verwendet hat. Es gibt mehrere seiner Songs in einer Live-Version, z.B. „Herr von Ribbeck“. Er singt also auch Volkslieder, und das ganze mit Seele und ohne Peinlichkeiten, so wie es sich für ein Original gehört. Um nochmal auf die Vielfalt zurückzukommen, kann man auch kühn behaupten, dass „Der Spieler“ fast schon Postpunk sein könnte, zudem hat er bei diesen 81er Hit die Thematik Spielsucht so wunderbar arrangiert und besungen, dass man fast die Befürchtung haben muss, er habe dies selbst so erlebt. Doch das ist eine Fähigkeit, die nur einem Mann wie Achim Reichel gelingen kann.

Erschienen bei: BMG

www.achimreichel.de