Shopping – All Or Nothing
Man muss ja gestehen, dass Postpunk eines der wenigen Genres ist, bei dem es immer wieder neue Bands gibt, die diesen Sound, der seinen Ursprung in den späten siebziger Jahre, hatte, zelebrieren. Das ist toll und viele schaffen es, den Bands der erste Stunde recht nah zu klingen , doch nur sehr wenige schaffen es, dass es neu und erfrischend klingt. Shopping, ein Trio aus London und Glasgow, gelingt es auf ihrem mittlerweile vierten Album „All Or Nothing“.
Die drei Vorgänger waren schon recht adrett und dennoch fielen sie nicht allzu sehr auf. Was ist anders?Hm, der Postpunk ist diesmal mehr in Richtung Pop offen, schmirgelt aber nicht die Postpunkigkeit ab. Die Songs haben eine Dringlichkeit und sind dennoch zugänglich. Ein gutes Beispiel ist „Initiative“, bei dem der Takt so hektisch ist wie ein kunterbunter Ball beim Spielen, der Bass ist markanter als die Gitarre und der Gesang von Sängerin Rachel Aggs ist melodisch und dennoch herrlich schön gegen den Strich gebürstet.
Auch „No Apologies“ macht ebenfalls hektische Sprünge und Rachel bekommt gesanglich Unterstützung von ihrem Band-Kolllegen Billy Easter. Das Ergebnis bei diesem Song ist, dass man irgendwie an The B52s und Talking Heads zugleich denken muss. Doch die Band aus den USA kann auch stoisch sein ohne dabei fußlahm zu klingen, wie sie bei „Follow Me“ zeigen. Aber auch das großartige „About You“ hat etwas zu bieten, denn der Takt ist durchaus dem Afrosound zugeneigt und die Gitarre spielt C86-Musik.
„All Or Nothing“ ist eines der besten und packendsten Postpunk-Alben der letzten Zeit. Es findet im Hier und Jetzt statt und schlägt dennoch die Brücke zu Bands wie Martha & The Muffins, Romeo Void aber auch X-Ray Spex.
Erschienen bei: Fat Cat / PIAS / Rough Trade