Nilüfer Yanya – Miss Universe
Die meisten Alben die man hört, schaffen es spätestens nach fünf Mal hören die Gehörgänge zu entern wie damals Störtebeker die anderen Schiffe. Bei dem Debüt „Miss Universe“ von Nilüfer Yanya ist es doch anders. Diese braucht mehrere Durchläufe oder anders gesagt, die Lieder schaffen es, sich Störtebeker zu widersetzen. Vielleicht ist dieses auch die Grundlage dafür, dass die Musikerin lange Zeit auf den Hotlisten der Popwelt stand und der Hype schon weit vor diesem Debüt losging.
Hört man nun „Miss Universe“, erlebt man einen Langspieler, der eher unscheinbar ist. Doch man sollte auf Details achten, denn ihre Musik lebt von Offenheit. Sie lässt sich nicht einem Genre zuordnen und dennoch kann man sagen, dass sie sich im Indie-Rock wohlfühlt. Das kann man daran festmachen, dass Gitarrensounds vorherrschen. Diese werden kraftvoll gespielt, aber eben nicht machohaft mit möglichst vielen Angeber-Riff-Spielereien.
Das tut der Sache gut und strahlt etwas schönes Unkonventionelles aus. Man kann manchmal schon sagen, dass die unsichtbare Grenze zum sanften Noise überschritten wird. „In Your Head“ hat eine Euphorie, die man von den ersten Phoenix-Alben kennt und liebt und eine ähnlich feine Melodie. „Paralysed“ ist ziemlich sinnlich und man kann über Muskerinnen wie Feist oder Sharon Van Etten als Refrenz nachdenken. „Melt“ ist eher ein kleiner Hit, der mit seinen Bläsern aber auch erst später die Ohren gefangen nimmt.
Zum Ende hin stellt man auch fest, dass der Rock weicht und dafür mehr filigrane Momente zum Vorschein kommen. Auch diese Facette sorgt für mehr Schönheit auf diesem Debüt und am Ende entern Songs wie „Angels“ dann doch die Gehörgänge, ohne dass es gewaltvoll á la Störtebeker gemacht wird.
Erschienen bei: ATO Recordings / PIAS / rough Trade