Ernte 77 – Gruss aus der Küche
Bei diesem Bandname denke ich immer an meinen verstorbenen Onkel, der eine Zigarrettenmarke mit ähnlichen Namen. Diese hat er zu Lebzeiten geraucht, wobei er mit moderneren Musik nichts anfangen konnte. Somit auch nicht die von Ernte 77, jemand der deutsche Punk-Musik liebt kennt sie schon länger.
2017 erschien ihr Langspiel-Debüt „Gebenedeit unter den Punkbands“. Mittlerweile haben sie sich ein Namen erspielt. Vielleicht ist die Kölner-Kombo deshalb leichtsinnig geworden und haben 19 Songs auf diesem Album gepresst. Das bedeutet aber auch dass die Songs in Punk-Manier immer kompakt kurz sind und ohne Wirlefanz auskommen. Sie kommen schnell zur Sache und gucken nicht auf Ernsthaftigkeit, vielmehr schielen sie auf den Spass.
Davon versprühen Ernte 77 jede Menge und dennoch sind sie keine Spaß-Punk Band. Sie arbeiten vielmehr mit Ironie und auch saitirisch und diese Eigenschaft durchziehen das ganze Album. Dadurch sind viele der Songs von Kilian, Kalle und Baum cleverer als viele der Konkurrenz. Wobei sie Kritik auch direkt äußern können, wie bei „Das Konzept Deutschland ist mir zuweider“, bei dem die Aussage ist dass man am Ende Mensch bleiben soll.
Was Ernte 77 hier auch hochleben lassen ist dass zitieren. So heißt ein Song „Landungsbrücken rein“ als Hommage an Kettcar und besingen den „Hubschrauber-Einsatz“ von Foyer des Arts. Musikalisch ist Ernte 77 dann weniger vielseitig, es ist klassischer Punkrock, mit wenig ausgefallenen Kniffe. Aber wie gesagt die Band schielt auf den Spass und so ist „Kostenfalle Ballern“ mit 90er Trasch-Techno-Sound befeuert. Bei „Saufen gegen Psychosen“ gibt es einen simplen aber wirkungsvollen Refrain.
„Gruss aus der Küche“ bietet dem Genre keine neuen Akzente aber es ist dennoch eine mitreißende Platte.
Erschienen bei: Rookie Records
http://www.rentemit77.de/