Working Mens Club – Fear Fear
Die achtziger Jahre waren das Jahrzehnt der Angst. Damals waren die fetten Jahre und der wirtschaftliche Aufschwung in Ländern wie Deutschland und England vorbei. Die größte Bedrohung aber war der Kalte Krieg, was sich auch in der Musik niederschlug, denn es gab No Future Punk (wobei dieser in England schon in den Siebzigern auf fruchtbaren Boden fiel) und viel New Wave und elektronische Musik, wie EBM, der meist sehr düster war. Diese Musik war die ideale Vertonung der Sorgen und Ängste der damaligen Zeit.
Jetzt droht Putin wieder mit Atombomben, und der Krieg ist auch wieder da. Man fühlt sich ein wenig wie in dem Jahrzehnt der Pershing-Panik. Da passt das zweite Album „Fear Fear“ von Working Mens Club nicht nur vom Albumtitel ganz gut in diese Zeit. Auch die Musik orientiert sich an dieser Zeit. Dabei sind die Musiker um den Sänger Sydney Minsky-Sargeant gerade mal Anfang zwanzig. Aus diesem Grund muss man schon gestehen, dass diese Band hier nicht marketingstrategisch gehandelt hat. Zumal ihr Sound jetzt auch nicht so grell leuchtet wie die sechs Seiten der Zauberwürfels.
Trotzdem sind die zehn Song doch sehr stark vom Synthie-Pop geprägt. Gerne aber huldigen Working Mens Club dann Frühwerken von Bands wie The Human League, was man beim Opener „19“ wunderbar hört, oder elektronischer Musik von O.M.D. wie bei „Rapture“ Man kann auch noch Musik vom Factory Label hören, und manchmal klingt es auch wie Musik aus dem legendären Hacienda Club. Doch es gibt auch noch andere Bands, die man entdecken kann, wie Front 242 oder Cabaret Voltaire, und auch bis zu den Anfangen von Techno kann man alles finden auf „Fear Fear“.
Klingt nach einer ziemlichen Retro-Kutsche und klingt dennoch nicht so. Irgendwie klingt es frisch und nicht abgekupfert, was vielleicht am Alter der Bandmitglieder liegt. Denn die Musik kann kaum Einfluss in dem Sinne genommen haben, dass sie mit der Musik und Zeit aufgewachsen sind, und so ist die Musik ungefiltert und auch ehrlich.
Was bei den ganzen Songs auf „Fear Fear“ auch zu spüren ist, dass die Texte auch viele bedrückende Themen haben. Vor allem geht es um Depressives und um Angst. Kernstücke sind dann „Cut“, welches durchaus ausgelassener Synthie Pop mit Neu!-Einfluss ist, und das PostPunk-Schlusslied „The Last One“, welches man als Blaupause von Joy Division und New Order betrachten könnte.
Erschienen bei: Heavenly / PIAS