Carwyn Ellis & Rio 18 – Yn Rio

Wenn walisische Musiker Platten aufnehmen, dann ist oft garantiert, dass man überrascht wird. Es scheint fast so zu sein, dass kauzige Musik dort besonders gut gedeiht. Auch Carwyn Ellis & Rio 18 sind aus Wales, und auch ihre Musik ist eine Überraschung.

Was aber gar nicht an Kauzigkeit liegt, sondern vielmehr daran, dass man die Musik eher ganz anders vermuten würde, denn das raue Klima passt nicht zu Latin-Sounds. Doch wer jetzt denkt, das man hier eine flotte unbeschwerte Salsa-Sohle aufs Parkett legen kann, der irrt. Aber ganz bierernst ist es auch nicht, und bei „Y Ferch Ar Y Cei“ wird man mit leichtfüßigen Bossa-Nova-Sounds um den Finger gewickelt.

Diese Verführung wird noch gesteigert durch den Puppenhaus-Gesang von Miranda Elis, welcher fast schon gehaucht durch den schönen Sound weht. Bei „Arpocador“ sind die Musiker dann auch dicht an brasilianischen Helden wie Caetano Veloso, wo der Sound auch eine gewisse charmante psychedelische Schieflage hat. Was aber die Musik von Carwyn Ellis & Rio 18 eigen macht, ist dass es auch gediegen sein und orchestral anmuten darf.

Dafür haben Carwyn Ellis & Rio 18 sogar das BBC National Orchestra of Wales gewinnen können, und dieses erschafft bei Liedern wie „Tristwch 20“ große Soundscapes, die auch ein sehr zärtliches Pflänzchen namens Melancholie bereit halten. Solche Titel beherbergt „Yn Rio“ mehrfach, mal ein wenig dezent verspielt und glanzvoll wie „Ynys Aur“ oder auch gerne großspurig wie „Y Bywyd Llonydd“. Dass dabei auch immer wieder ein gewisser Groove sich durchsetzt, ist irgendwie einleuchtend. Wieder haben Waliser es geschafft, dass man überrascht wird.

Erschienen bei: Legere

carwynellisrio18.bandcamp.com/album/yn-rio