S.Y.P.H. – PST / S.Y.P.H (Album 4) / Punkraut 1978 – 1981
Oft sind es ja nicht die ganz großen Namen, die Einflüsse ausüben. Ein gutes Beispiel ist S.Y.P.H., diese haben sich 1977 in Solingen mit Peter Braatz (Gesang und u. a. bekannt unter den Pseudonymen Harry Rag, Petrus Braatzi), Thomas Schwebel (Gitarre), Uwe Jahnke (Gitarre) und Ulli Putsch (Schlagzeug) gegründet.
Gleich im folgenden Jahr brachten sie ihre erste EP „Viel Fein, Viel Ehr“ heraus. Darauf zu finden ist der Song „Zurück zum Beton“, welches ein Klassiker des deutschsprachigen Post-Punk und meinetwegen auch der aller ersten Welle der NDW ist. Auf ihrem ersten Album „S.Y.P.H“ findet man diesen Song der vom Fehlfarben-Vorläufer Mittagspause gecovert wurde. Diese besagte Platte ist ein ewiger Geheimtipp, dessen Anschaffung sich auch heute noch lohnt.
Lohnen tun sich auch die weitere Platten. Das Hamburger Label Tapete hat schon einige Alben wieder neu aufgelegt (z.B. das Debüt) und nun sind zwei neue Platten wieder herausgebracht wurden.
Das zweite Werk „PST“ ist jetzt dran und dieses ist Album ist erstaunlich. Zum einem ist die Musik auch nach 45 Jahren noch immer recht gut gealtert. Das verwundert, denn ihre Musik passt sich Normen und typischen Genre-Strukturen nicht an. Es ist weiterhin Post-Punk bei dem der Ratinger Hof ausgerastet ist. Es hat auch ein Grund weshalb dieses Musik so freigeistig ist.
Denn die Mitglieder Uwe Jahnke und Harry Rag waren nicht nur Anhänger der Krautrock-Helden Can. Sie hatten sogar einen Fan-Club gegründet und kurz vor den Aufnahmen haben die beiden all ihr Mut zusammengefasst und Can-Musiker Holger Czukay gefragt ob er nicht Lust hätte „PST“ zu produzieren. Zur Überraschung der beiden hat er zugesagt und sie in sein Innerspace-Studio eingeladen. Zudem spielt Czukay bei Songs wie „Do The Bratwurst“ , eigene Instrumente.
Auch dass vierte Album, welches ebenfalls „S.Y.P.H“ wurde in diesen Sessions und mit fast dem gleichen Personal aufgenommen. Nur ist dieses wesentlich verschrobener, es darf hier fiebsen, knarrzen und heulen. Es ist mehr Avantgarde. Es erschien 1981 und die Neue Deutsche Welle war für dieses Album keine Hilfe. Im Gegenteil es verkaufte sich schlechter, was aber auch an der durchaus freigeistigen Musik lag.
Für den Kenner der Band ist sicherlich die vorliegenden Compilation „Punkraut 1978 – 1981“ interesant. Da gibt es eine Ansammlung an raren und unveröffentlichten Aufnahmen. “Blech“ und „Mondpogo“ stammten von ihrem ersten Konzert im Düsseldorfer Carsch. Rau und mitreißend klingen diese beiden Songs. Die anderen Songs stammen aus Sessions aus ihrer Solinger Zeit und andere stammen aus dem Jahre 1981 und wurden in Hamburg aufgenommen. Viele ist sehr abgefahren und einiges würde man aus der retrospektive als Kassetten-Tätertum bezeichnen.
Es wurden mit dem vorliegenden Veröffentlichungen, wichtige Lücken geschlossen.
Erschienen bei: Tapete Records