Milliarden – Lotto

Wenn man gesagt bekommt dass ein Act reifer geworden ist, dann ist es oft auch eine positive Beschreibung dass die Energie der Anfangstage verpufft ist. So betrachtet ist es eher eine merkwürdige Aussage dass die Band Milliarden auf dem neusten Langspieler „Lotto“ reifer klingen.

Die ersten beiden Platten „Betrüger“ und „Berlin“ waren krachiger und hatte allerhand Ecken und Kanten. „Schuldig“ war bombastischer und theretralischer. Nun kommt mit „Lotto“ ihr reifes Werk. Doch wie klingt es wenn Johannes Aue und Ben Hartmann gereift sind?

Man kann feststellen dass ihre Songs diesmal ein wenig langsamer sind. Man muss aber gestehen dass es ihnen gut zu Gesicht. Das liegt aber auch daran dass der Dreck unter den Fingernägeln erhalten sind. So klingen dann die Lieder immer leicht angekratzt und auch Brüche sind elementar spürbar. Was auch am Gesang von Ben Hartmann liegt. Seine Stimme wurde oft mit Rio Reiser verglichen aber auch kann man Jan Plewka heraus hören. So klingt „Lotto“ dann auch wie ein musikalisch Zwischenstück von Ton Steine Scherben und noch mehr von Selig betrachten. Gerade in Midtempo-Stücken denkt man oft an die Neunziger Jahre Band.

Musikalisch sind Milliarden aber breit aufgestellt. „Ach Andi Ach“ ist sehr rockig hat aber ein Handclapping-Moment und wird auf Konzerten gut funktionieren. „Halt mich fest an Dir“ ist eine tief treffende Balladen, die mit einem melancholischen Orgel-Arrangement daher kommen. „Mantel“ ist eine ordentliche Rock-Nummer mit Noise-Sound. Bei „Fürchte Dich Nicht“ sind die Arrangemente weitläufig und wandeln durch sanften Prog und Art-Pop Gefilden. Der „Opener „Das erste mal“ ist derHit auf dieser Platte.

Man merkt dass Milliarden auf „Lotto“ sich sehr facettenreich zeigen und dennoch ein stimmiges Album geworden. Ja und reif klingt „Lotto“ auch.

Erschienen bei:PIAS / Rough Trade

https://www.milliardenmusik.de/