Caleb Nichols – Ramon

Bei „Ramon“ handelt es sich um das Solo-Debüt von Caleb Nichols. Der Name sagt vielen im ersten Momenten nicht viel, doch Freunden vom feinen Folk-Indie Pop wird es doch im Hinterstübchen klingeln. Der Amerikaner ist Mitglied von Churches, Grand Lake, und seine bekannteste Station war bei der Band Port O´Brien.

Jetzt wagt er sich an seinen Alleingang heran. Bei „Ramon“ handelt es sich um die tragische Geschichte einer queeren Ikone namens Mean Mr Mustard, die es nicht leicht hat mit den eigenen Gefühlen und auch der Außenwelt. Denn auch wenn wir im Jahr 2022 angekommen sind, ist die Welt noch immer eher konservativ und ängstlich als liberal und offen. Diese ernüchternde und traurige Tatsache wird aber nicht zutiefst melancholisch vorgetragen, auch wenn diese Emotion in der Musik sichtbar zu finden ist.

Aber „Ramon“ ist auch ein herrliches Folk-Album geworden, dem seine volle Entfaltung in der Jahreszeit mit fallenden Blättern und Rotwein am besten gelingt. Aber es ist halt nicht nur eine Herbstplatte, Songs wie „Run Rabbit Run“ haben eine kräftige Melodie, und auch das Schlagzeug lässt sich hier nicht die Butter vom Brot nehmen. Der Opener „Listen To The Beatles“ klingt ein wenig wie die Fab Four in der späteren Phase. „Dog Days“ flitzt wie ein kleines Rudel Hunde, und „Shes The Beard“ ist dann Beat mit einer quatschigen Melodie in Richtung Vaudeville.

In einigen Momenten fühlt man sich bei der Musik von Caleb Nichols an Elliott Smith oder Fleet Foxes erinnert, aber der Amerikaner bringt eine schöne Vielfalt, Drama, Beatles und auch Humor in die Musik mit hinein, was „Ramon“ sehr gut zu Gesicht steht.

Erschienen bei: Kill Rock Stars

https://calebnichols.bandcamp.com/album/ramon