Natalie Bergman – Mercy
Bei Debüt-Platten werden nur sehr selten schwere Themen verarbeitet, und wenn dann noch persönliche Schicksalsschläge auftauchen, kann man schon fast von einem Unikat sprechen. So betrachtet ist „Mercy“ genauso ein Album. 2019 verstirbt der Vater von Natalie Bergman durch einen Unfall, und sie beschließt, für eine gewisse Zeit ins Kloster zu gehen.
Dort lernt sie Gospel schätzen, da man hier Leid und Freude wunderbar verarbeiten kann. Doch wer jetzt die Sorge hat, dass die Sängerin hier nur Songs im Stil von „Oh Happy Day“ beschert, der kann beruhigt sein. Genau das Gegenteil entdeckt man auf „Mercy“, es ist eine ziemlich traurige Variation, man kann auch sagen, dass man es bei „Mercy“ mit einem dezenten Trauerkloß zu tun hat. Man wird aber auch nicht erdrückt, denn Gospel hat zum einen in den USA eine lange Tradition und soll zum anderen auch Erlösung und Hoffnung stiften.
Das schafft „Mercy“ auf eine wunderbare Art, zudem ist dieser Gospel ein ganz anderer, als man ihn kennt. Eine sehr minimalistische Art, bei der es auch reicht, dass Natalie Bergman alleine singt und die Songs anders arrangiert sind. Die Orgel übertüncht nicht und hält sich im Hintergrund. Ansonsten gibt es Gitarre, Bass und dezentes Schlagzeug. Daraus entsteht dann sehr zeitlose Musik, wie man sie auch von Megastar Lana Del Rey kennt. Es ist eine wirklich große Ähnlichkeit in der Musik, und in einer gerechten Welt würde Natalie Bergmans Musik nun auch weltweit laufen. Denn ihre Musik kann auch lasziv klingen und zudem auch amerikanisch anmuten.
Songs wie „Sweet Mary“ könnten auch bei Motown in den sechziger Jahren im Repertoire gewesen sein. Noch einmal zum Gospel, denn einige Songs haben Titel wie „Talk To The Lord“ oder „I Will Praise You“ und geben textlich eine Richtung vor, doch man hat das Gefühl, dass die Musikerin einem hier nicht den Glauben aufbürden will, und bei Liedern wie „Home At Last“ oder „Last Farewell“ erliegt man ihrer Auffassung vom Gospel mit größter Wonne.
Erschiene bei:Third Man / Membran