Steven Wilson – The Future Bites

Man muss Steven Wilson schon zugestehen, einer der wichtigsten Musiker überhaupt zu sein. Das liegt vor allem daran, dass er das lange eingestaubte Genre des Prog-Rocks neu belebte, wie kein anderer zuvor. Er hat viele Platten neu gemastert, ist oft als Produzent für viele Aufnahmen in Erscheinung getreten, war der Frontmann bei Porcupine Tree, die unglaublichen Einfluss ausgeübt haben.

Zudem hat er noch bei ganz vielen anderen Bands mitgewirkt und ist auch solo aktiv. Man kann also sagen, dass er ungemein umtriebig ist. Allein schon die Anzahl seiner Solo-Werke ist enorm. Es geht noch weiter mit der Lobhudelei, denn spannend an Steve Wilson ist, dass er nie stehen bleibt. Das sorgt natürlich auch für Bauschmerzen seiner Fans, denn viele trauern seinem progressiven Meisterwerk „The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)“ aus dem Jahr 2012 nach. Kann man verstehen, denn seitdem bewegt er sich von dem Genre im konventionellen Sinne weiter weg.

„The Future Bites“ ist sein neuestes Werk, und damit ist er ziemlich weit weg von seinem 2012er Album. Man kann sagen, dass der Brite nun beim Artpop angekommen ist, bei dem es sogar jede Menge Popsongs gibt. „Eminent Sleaze“ ist dann auch Pop vom Schlage der britischen Band The Sparks, denn Wilson geht hier sehr pompös zu Werke, oder besser gesagt, mit dem hohen Chor-Gospel-Pop-Gesang. Der Opener „Langself“ klingt wie ein schöner „Comfortably Numb“-Verschnitt, und dann landet man schon bei „Self“, einem Song, der Artpop ist und bei dem Wilson seinen Gesang verzerrt, und irgendwie groovt das sogar merkwürdig.

Man muss schon zugeben, dem Fan wird auf „The Future Bites“ wahrlich etwas abverlangt, und auch sonst geht er diesmal ein wenig anders zu Werke. Steven Wilson hat es ohne Band aufgenommen, Rock-Instrumente bekommen oft nur eine Nebenrolle, alles ist recht synthetisch. Lediglich die letzten beiden Songs versöhnen im Kleinen mit seinen alten Taten. Aber ich kann verstehen, wenn einige ratlos zurück bleiben, aber den Mut zum Wandel muss man ganz eindeutig eingestehen und bewundern.

Erschienen bei: Caroline / Universal

stevenwilsonhq.com/sw/