Fettes Brot – Lovestory
Ein wenig nostaligisch ist es schon, wenn man sich mit Fettes Brot beschäftigt. Immerhin ist es schon fast 25 Jahre her als sie mit Hits wie „Nordisch by Nature“ oder „Jein“ Hymnen des Partyraps erschufen. Nun gleich beim Opener „Ich Liebe mich“ allerhand Zitate aus ihren Hit „Jein“ und vielleicht ist das auch ein wenig das Dilemma des Trios. Sie wirken heute schon ein wenig wie ein liebenswertes, aber nicht mehr zwingendes Relikt, welches aus einer Zeit stammt, als alles unbeschwert war.
Denn der Hip Hop heute hat sich gewandelt und hat mit dem, was uns die drei Nordlichter seit einem Vierteljahrhundert liefern, nicht mehr viel zu tun. Hört man „Lovestory“ erst einmal weiter, stellt man fest, dass sie auch nicht ändern wollen. „Wetterfrau“ ist niedlich, „Denxu“ hat Wortwitz und geht um erloschene Liebe, „Robot Girl“ tut auch niemanden weh und handelt von Liebe zu einem Roboter. Nichts was irgendwie Neues zu Tage fördert. Einerseits ist es auch toll, dass sie nicht dem Trend von neuen Platzhirschen hinterherhecheln.
Man darf nicht vergessen, dass sie mit „Du driftest nach Rechts“ zum ersten Mal ein richtiges kritisches Statement heraushauen. Noch nie haben sich die drei Brote so kritisch gezeigt wie bei diesem Song. Vor allem wird eine ziemlich persönliche Sichtweise aufgezeigt: Dass überall in jeder ehemaligen Clique heute ein Wutbürger lauert, der den Medien nicht traut und Angst hat, dass ihm jemand etwas wegnehmen will. Dabei verzichten Doktor Renz, König Boris und Björn Beton auf verschachtelte Worte, sie sprechen Klartext.
Aber auch „Opa + Opa“ zeigt, dass die drei Hamburger sehr weltoffen sind, auch wenn die Melodie ein wenig arg platt daherkommt. Ist aber geschenkt, denn sie haben das Herz am richtigen Fleck und sind wir ehrlich: Innovationen erwartet man bei einem neuen Fettes Brot Album nicht zwingend, dafür Leichtigkeit und Humor. Das bekommt man und neuerdings auch klare Statements!
Erschienen bei Fettes Brot Schallplatten / Groove Attack