Cari Cari – Anaana
Irgendwie hatte ich dass Gefühl, dass Cari Cari mit etwas chilliger Musik zu tun hat. Leichte Electro-Beats, die sich wunderbar machen bei herrlichem Sonnenwetter. Doch mit dieser Vermutung lag ich vollkommen falsch. Keine Musik zur seichten Strandberieselung, das Einzige, das vielleicht vorkommt, ist Sand. Denn Cari Cari haben auf ihren Debüt „Anaana“ Wüstenrock in Massen zu bieten, und schönen, dabei ist auch alles klasse.
Die Gitarren sind trocken und spielen manchmal eine Art Psychobilly, die Drums hingegen sind saftig und kommen auch mal aus dem Computer. Diese Tatsache ist aber nicht so schlimm, denn irgendwie haben sie es hinbekommen, dass alles zusammenpasst. Und die beiden Österreicher können es noch besser, sie schaffen es, dass selbst ein Didgeridoo hier nicht klischeehaft nach drittklassiger Ethno-Musik klingt. Beim Titelstück kommt eine richtig kraftvolle Gitarre zum Einsatz, die schon fast des Stoner-Rock würdig ist.
„Apache“ ist ein wilder Ritt mit Surf-Gitarren und wildem Gesang von Sängerin Stephanie Widmer. An ihrer Seite ist Alexander Köck für die Gitarre zuständig. Beide kommen aus Österreich, lebten aber schon in London und Hamburg und bereisten allerhand Länder. Von dort kommt auch der Weitwinkel in ihrer Musik. Sie verbinden also kulturell unterschiedliche Facetten und klingen dennoch meist mehr nach westlicher Rockmusik. Beispielswiese „Mechikko“ klingt nahe an The Raveonettes, nur ein wenig mehr nach Wüste und Einsamkeit, aber nicht weniger klasse und cool.
Bei „After The Goldrush“ spielen die beiden Kosmopoliten einen astreinen Blues, der in die Neuzeit gebeamt wurde. „Anaana“ ist eine moderne und dennoch traditionelle Rock-Platte geworden, die weit weg ist von austauschbarer Strand-Musik.
Erschienen bei: Ink 104 / Rough Trade