Islandman – Godless Ceremony
Man müsste ja vermuten, dass alle möglichen musikalischen Wiesen schon längst abgegrast sind, und zwar so sehr, dass nichts Neues entstehen kann. Doch das Trio Islandman beweist, dass es immer noch genug zu entdecken gibt.
Allein schon die Tatsache, dass Islandman aus Istanbul stammen und dass auch das dritte Album „Godless Ceremony“ wieder beim dänischen Label „Music For Dreams“ erschienen ist, klingt nach Culture Clash und geht auf dem Album weiter. Dabei klingt die Musik nicht wie eine wüste Mixtur, die am Ende überfordert. Man hat das Gefühl, dass Erdem Baser (Gitarre), Eralp Güven (Percussion) und Multiinstrumentalist Tolga Böyük hier ein ziemlich aufgeräumtes Album präsentieren. Es ist nichts überladen, und auch die Beats wirken meist klar gesetzt.
Trotzdem ist „Godless Ceremony“ wahrlich vielfältig und missachtet Genre-Eingrenzungen. Die Musik hat sehr häufig psychedelische Elemente und dennoch eben nicht die diesbezüglich typischen Klischees, also keine bekifften und verstrahlten Augenblicke, und dennoch ist die Musik immer ein wenig neben der Spur und dennoch auf den Punkt. Vieles auf „Goodless Ceremony“ hat auch immer wieder tanzbare Momente, die vor allem am elektronischen Genre Baleric angelehnt sind. Das hört man wunderbar bei „Dere Boyu Kavaklar“, und da erkennt man auch, wie gekonnt sie den Groove eingebaut haben.
Doch es treffen die Kulturen hier noch mehr aufeinander. Der Opener „Kara Toprack“ ist ein traditionelles anatolisches Folkstück, welches eine ungemeine Leichtigkeit in sich trägt. „Tarhamanine Assinegh“ ist ein Remix der Desert-Blues-Band Tamikrest und hat hier auch einen unverwechselbaren Fluss. Bei „Drums of Colca“ werden Table und Hindu in Einklang gebracht, und bei anderen Stücken gibt es dann unterschiedlichste Instrumente aus ebenso verschiedenen Gegenden. Eine durchaus wilde Melange, die hier in sehr gelungenen Einklang gebracht wird.
Erschienen bei: Music For Dreams