Westbam / ML – Famours Last Songs Vol. 1
Man kann schon sagen, dass es eine schwere Geburt ist, denn die erste Single „Sky Is The Limit“ mit The Beloved erschien schon im letzten Jahr. Warum es über ein Jahr gedauert hat, ist nicht klar, aber es ist nicht zwingend Corona geschuldet, auch wenn die vielen Zusammenarbeiten, für die Westbam bekannt ist, sicherlich in diesen Zeiten sich nicht einfachgestaltet haben.
Und noch eines vorweg: Auch wenn „Famours Last Songs“ nach einem Abschiedswerk klingt, so hängt der Techno-Pionier die Plattenspieler-Nadel nicht an den Nagel. Micimillian Lenz, so der bürgerliche Name, hat den Namen gewählt, weil sich seine Stücke erst als eines der letzten in den DJ-Sets wiederfinden, dann wenn auf den Tanzflächen nur noch die letzten eifrigen Tänzer zu finden sind.
So sind die Stücke auch nicht die klassischen Euphorie-Stücke, die mitten in der Nacht alle anlocken, eher haben die ein dunkles und auch mechanisches Antlitz, als ein technologisches. Dennoch gibt es viel Raum für Interpretationen. Ist es doch ein Album über den Tod und Trennungen? Hört man die Zusammenarbeit mit Ben Becker „Du schneidest mir mein Herz auf“, kann man auch eine aus dem Ruder laufende Liebesbeziehung betrachten, die im Suizid enden kann.
Und bei „Time Marches On“ mit Henning Wehland kann man auch hineindenken, dass die Zeit abläuft. Doch so düster muss man hier nicht denken, denn mit „C’est La Vie“ mit Richard Judge gibt es auch Leichtigkeit. „Goldelese Is Burning“ hat warme Technosounds, die durchaus retro klingen und dennoch im Hier und Jetzt funktionieren.
Auffallend, ist das diesmal sehr viele nationale Künstler hier auftauchen, während 2013 bei „Götterstraße“ mit internationalen Namen geklotzt wurde, doch dieses globale Namedropping vermisst man nicht, denn auf „Famours Last Songs Vol. 1“ gelingt es Westbam, Songs aufzunehmen, die sich wirklich dafür eignen, als wunderbar letzte Stücke nach einer durchtanzten Nacht zu funktionieren.
Erschienen bei: Embassy of Music