Dienstag, 24. April 2012
Of Montreal„Paralytic Stalks“ ist nun Werk Nummer zehn der 1996 gegründeten Truppe. Was erwartet einen aber nun beim neusten Streich? Wieder viele Überraschungen und Vieles, was auf einen einströmt! Was diesmal auffällt ist,dass sie das Hitschreiben so ziemlich aufgegeben haben. Manchmal blitzen noch mögliche Ohrwürmer durch, doch dann geht die Musik einen neuen Kurs, und schon ist wieder alles anders.
Wie schon beim letzten Album „False Priest“ sind die Songs komplexer und diesmal noch verschachtelter gestaltet. Das bringt einige an ihre Grenzen des Hörens, aber Kevin Barnes dürfte das egal sein, der freut sich, dass er seit langem nicht mehr mit Eingrenzungen zu tun hat. Das Ergebnis kann man eben auf „Paralytic Stalks“ vernehmen.
Gleich beim Albumöffner „Gelid Ascent“ hört man lärmendes Rauschen, das dann in eine Wall‐OF‐Sound mündet, die aus Postpunk in Neonfarben besteht. „Spiteful Intervention“ ist ein Song, der vielleicht noch am ehesten die Brücke zu den letzten Werken spannt, ein Sammelsurium aus kindlicher Klangforschung, wilden Rhythmuswechseln, krakelendem Gesang und irgendwo dazwischen dann doch eine Popmelodie.
Auch der von Kevin Barnes gerne als Stilmittel eingesetzte Falsett‐Gesang findet seinen Platz, diesmal bei „Dour Percentage“. Diese Songs befinden sich noch auf der ersten Hälfte dieses Werks, und man wiegt sich noch in Sicherheit, weil man denkt, wilder als zuvor wird es doch nicht.
Doch es wird wesentlich komplexer: Bei „Ye, Renew The Plaintiff“ erlebt man einen Song, der anfänglich mit Gitarrenriffs spielt, um dann als JazzSpaceProgRock zu enden. „exorcismic Breeding Knife“ ist dann eher eine Ansammlung an Geräuschen und Stimmen, die man dann wirklich nicht mehr unter dem Decknamen „Song“ behandeln könnte.
Der 13 Minuten lange Schlusssong „Authentic Pyrrhic Remission“ ist dann ein Dance‐Track, der so viele psychedelische Momente verschluckt hat; dass dieser Song sich unzählige Male um seine eigene Achse dreht und man sich darin mehrfach verirrt, ist wirklich nicht verwunderlich.
Beschreibungen dieses Songs und auch dieses Albums sind wahrlich schwierig, am besten, man taucht selber ein in diese Wunderwelt, aber man kann sich darin verlieren und manchmal am Verstand scheitern, aber man wird mit ungehörter Musik belohnt.
Erschienen bei: Polyvinyl /Cargo