Sonntag, 12. November 2017
Jetzt!Doch mit diesem geschichtsträchtigen Genre hatten Jetzt! Nichts gemein. Von daher war der Zeitpunkt der Gründung vielleicht doch recht passend, denn aus Ruinen kann man eine neue Stadt bauen. Zugegeben, große Klassiker hat diese Band nicht abgeworfen. Wie auch, denn zu ihrer aktiven Zeit 1984 bis 1988 gab es nur eine Single und zwei Kassetten. Diese werden aber heutzutage für viel Geld gehandelt, und der Einfluss der Band ist sicherlich groß.
Denn in dieser Gruppe spielten Jochen Distelmeyer, Frank Spilker und Bernadette La Hengst und haben sicherlich viel gelernt in der Provinz. Man kann also sagen, dass Jetzt! eine Saat wurde gesät haben, die Jahre später aufging. Deswegen könnten viele der 17 Lieder auch in den Neunzigern veröffentlicht worden sein, und Blumfeld coverten immerhin „Kommst Du mit in den Alltag“ einige Jahre später.
Doch für das Songwriting zeichnet keiner der bekannten Musiker verantwortlich. Michael Girke hat die Songs, oft mit viel Mut, aber auch mit einer guten Portion Klugheit geschrieben. Doch warum ist Girke keine Karriere zuteil geworden?
Vielleicht weil die Songs ein wenig nach Hobbykeller klangen. Die Lieder oft mit einer einfachen Gitarre bestückt, dazu der Gesang, der ein wenig an Bernd Begemann erinnert. An den Melodien liegt es nicht, denn die waren griffig genug, nur oft schwach arrangiert. Es lag sicherlich auch am möglichen Budget, denn Plattenfirmen waren zu dieser Zeit nicht gerade spendabel, wenn es um deutschsprachige Musik ging.
Doch darauf wollten sich Jetzt! nicht festlegen, und das hört man den Songs auf „Liebe in GROSSEN Städten“ an. Denn die ist oft von der britischen Gitarrenmusik geprägt gewesen, also einer Mischung aus The Smiths und Prange Juice, und von daher kann man Jetzt! als Blaupause bezeichnen zwischen Jangle Pop und dem, was in den Neunziger Jahren als Hamburger Schule berühmt wurde.